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Obstbaum-Arboretum

Arboretum aktuelle Fassung

Kurzbeschreibung der Maßnahme

Die Herstellung des Obstbaum-Arboretums durch die Stadt Kleve leistet einen positiven Beitrag zur Umsetzung des Klimaschutzfahrplans der Stadt Kleve und somit auch zu den Klimaschutzzielen des Bundes. Die Aufenthaltsqualität wird durch die Herstellung einer qualitativ hochwertigen Grünanlage als sozialer Begegnungsort für Bürgerinnen und Bürger deutlich gesteigert. Gleichzeitig werden seltene alte Obstsorten erhalten und wissenschaftlich erforscht. Das Projekt wird gleichzeitig von der Hochschule Rhein Waal aus der Perspektive des Klimawandels begleitet.

 

Einbindung des Projektes in den konzeptionellen Kontext

Die Pflanzung eines Obstbaum-Arboretum reiht sich als Maßnahme nahtlos sowohl in historischer als auch in denkmalrechtlicher Hinsicht in die bisherigen Maßnahmen zur Rekonstruktion der historischen Gartenanlagen ein. Zudem stellt ein Obstbaum-Arboretum einen klaren Bezug zu den Themen Klimaschutz und Klimawandelfolgenanpassung her. Für beide Themen, also sowohl für die Historie als auch für den Klimaschutz hat die Stadt Kleve Konzepte erarbeiten lassen:

Parkpflegewerk:

Die Stadt Kleve legt derzeit ein „Obstbaum-Arboretum“ an historischer Stätte an. Im neuem Tiergarten Kleve an direkt hinter dem Restaurant "Altes Landhaus im Forstgarten Kleve" wird eine Obstbaumsammlung entstehen, die insbesondere alte Obstsorten zum Thema haben wird . Der neue Tiergarten Kleve ist eine bedeutende historische Gartenanlage, die Mitte des 17. Jahrhunderts entstand. Der damalige brandenburgische Stadthalter im Herzogtum Kleve, Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen, ließ eine für diese Zeit einmalige Parklandschaft erschaffen, die vorbildhaft für verschiedene, später entstandene Gärten und Parks war. Bedeutende Persönlichkeiten wie Jakob van Campen, Julius Ernst von Buggenhagen oder der Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe schufen und entwickelten die Anlagen in den verschiedenen Jahrhunderten. Die heutige Bedeutung der historischen Anlagen als Gartendenkmal von europäischem Rang führte zu der Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Kleve als Baudenkmal (Gartendenkmal) am 06.03.2014. 2018 wurde das Parkpflegewerk "Neuer Tiergarten Kleve" in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Kleve durch ein Fachbüro aufgestellt. 2019 hat der Rat der Stadt Kleve das Konzept zur Umsetzung beschlossen.

Die für das Arboretum geplante Fläche befindet sich östlich des Prinz-Moritz-Kanals. Die Fläche des Obstbaum-Arboretums hat seit der Entstehung der Gartenanlagen mehrmals Ihre Gestalt verändert. Die ursprüngliche Weidenutzung im 17. und 18 Jahrhundert wurde durch die Gebäude und Garten des Kurhotels Stirum abgelöst. Seit dem Abriss des Kinderheims Münze, das von 1946 bis 1960 hier angesiedelt war, liegt die Fläche brach.

Klimaschutzfahrplan:

Der Klimaschutzfahrplan nebst Maßnahmenkatalog wurde am 9.April 2014 vom Rat der Stadt Kleve zur Umsetzung beschlossen. Um die Klimaschutzaktivitäten der Stadt weiter zu forcieren, wurde am 20.03.2019 durch den Rat der Stadt Kleve die Fortschreibung verabschiedet. Die bisherigen Themenfelder des Klimaschutzfahrplans 2014 sind erweitert und weitere wichtige Themenbereiche identifiziert und tiefer betrachtet worden.

 

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Bezugnahme des Projekts auf Klimaschutz und -folgenanpassung

Das neue Obstbaum-Arboretum stellt nicht nur ein wichtiges Biotop und somit Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten, sondern ist auch für das Fachpublikum sowie für interessierte Laien eine wertvolle Anlaufstelle wenn es um alte Obstbaumsorten geht,, die ja leider zunehmend aus unserer immer intensiver genutzen landwirtschaftlichen Kulturlandschaft verschwinden. Zudem ist das Arboretum auch Teil des für das Stadtklima wichtigen Kaltluftschneisensystems. Über diese Kaltluftschneisen wird kühle Luft aus dem ländlichen Raum in die Innenstadt geführt. Eine wichtige Maßnahme zur Klimawandelfolgenanpassung, die im fortgeschriebenen Klimaschutzfahrplan (2019) der Stadt Kleve verankert sind.

Fläche des Projekts

Insgesamt umfasst das Projektgebiet etwa 13.000 m² innerhalb der historischen Gartenanlage "Neuer Tiergarten". Die Fläche und ist umrahmt von Wegen und Gräben.

Innovationsgehalt / Beispielhaftigkeit

Das Projekt gewinnt seine pomologischen Relevanz durch die gezielte Auswahl alter, robuster, klimatauglicher und für eine extensive Pflege geeigneter Sorten. Durch die gepflanzten Arten und Sorten lassen sich Erkenntnisse über deren Verhalten am Standort unter den zukünftigen klimatischen Bedingungen gewinnen. Gleichzeitig lässt sich beobachten, wie eine Obstbaumwiese sich auf das Mikroklima sowie auf die Zusammensetzung von Flora und Fauna auswirkt.

Partnerschaftlichkeit

Die Hochschule Rhein-Waal begleitet das Projekt im Rahmen ihrer CO2-Forschungen. So wird inmitten des Obstbaum-Arboretums eine Wetterstation integriert, die kontinuierlich die Bedingungen vor Ort aufzeichnet. Die Daten werden von der Hochschule gesammelt und ausgewertet, um Veränderungen im Mikroklima feststellen zu können und für die Öffentlichkeit zugänglich und nachvollziehbar sein. Weiterhin bietet das Projekt auch Möglichkeiten in den Bereichen Soziales und Bildung. Partnerschaften und Kooperationen mit Schulen oder Kindergärten sind angedacht.

Umgang mit dem Bestand

Die vorhandenen Bäume auf der Fläche werden in die Neuplanung integriert. Durch Erhalt der Substanz sowie die geschickte Anordnung der neu gepflanzten Gehölze entstehen neue Sichtbeziehungen sowie Baum- und Sichtachsen in den angrenzenden Freiraum sowie den die umgebenden Park. So ist sichergestellt, dass der neu gestaltete Bereich einen Bezug zu seiner Umgebung bekommt und somit als integraler Bestandteil der Gartenanlagen wahrgenommen wird. Durch die Neupflanzung von Gehölzen wird zudem der Bestand aufgewertet und die bestehende Kaltluftschneise optimiert. Die Maßnahme ist eine aus historischer Sicht sinnvolle und auch klar nachvollziehbare Maßnahme, die durch das Parkpflegewerk ihre Legitimation erfährt.

 

Arboretum Obstbaum

Besondere Qualitäten der Maßnahme

Erhöhung der Qualität und Quantität von Grün- und Freiflächen

Durch die Anlage des Arboretums wird eine bis dato nicht anthropogen genutzte Grünbrache innerhalb der historischen Gartenanlage einer neuen Nutzung zugeführt und für die Bevölkerung sowie interessiertes Fachpublikum frei zugänglich gemacht. So entsteht ein zusätzlicher, öffentlich nutzbarer Freiraum. Die Auswahl der Gehölze richtet sich qualitativ an das Fachpublikum, aufgrund der Umsetzung von Informations- und Baumbeschilderung entsteht jedoch ein Mehrwert für Jedermann. Zusätzlich ist eine extensive Blumenwiese unter Verwendung regionalen Saatgutes geplant, so dass durch die Erhöhung der Diversität gleichzeitig eine Erhöhung der (Aufenthalts-)Qualität erfolgt. Optisch unauffällige Rasenwege erschließen die Fläche im Inneren. Desweiteren wird die Aufenthaltsqualität durch die Integration einer Spiel- und Picknickwiese gesteigert. Eine Steigerung der Qualität der Freifläche erfolgt im Besonderen durch die Gehölzauswahl. Sowohl die Auswahl als auch die Anordnung der Obstgehölze richten sich qualitativ auf die Ansprüche des Fachpublikums aus. Vorrangig sollen alte Kern- und Obstsorten nach pomologischer Klassifikation gepflanzt werden. Desweitere orientiert sich die Wahl der Obstsorten daran, welche Bäume M.F. Weye in der ehemaligen Baumschule der Gartenanlagen verwendet hat. Bei der Auswahl der Gehölze werden folgende Qualitätskriterien beachtet:

  • Einzelauswahl der Obstgehölze in einer Qualitätsbaumschule
  • Optisch ähnlicher Habitus der Arten und Sorten
  • Hochstämme mit Kronenansatz min. 2m, Pflanzqualität: Stammumfang 25/30 cm
  • Robuste, Klimataugliche und für die extensive Pflege geeignete Sorten

Die Präsentation der Obstbaumwiese wird mittels eines Informationsschildes und der Baumausschilderung mit z.B. folgenden Angaben umgesetzt: deutsche/lateinische Bezeichnung der Arten und Sorten/ Jahr der Züchtung/Einführung/ Pflanzdatum. Zur Förderung der Biodiversität ist die Anlage einer extensiven Blumenwiese mit Verwendung eines regionalen Saatgutes angedacht.

Die Erschließung der Obstbaumwiese wird über optisch unauffällige rahmende Rasenwege (Kurzrasen mit Sand-Kies Unterbau) in wasserdurchlässiger Bauweise gesichert. Desweiteren wird die Aufenthaltsqualität durch die Integration einer Spiel- und Picknickwiese gesteigert. Auf Versieglungen in der Fläche durch Wege wird verzichtet, durch Aufbringen von Rasensubstrat sowie Lavaeinmischung zur besseren Begehbarkeit werden die Wegeflächen lediglich leicht befestigt und mehrmals im Jahr der Mahd unterzogen.

Beitrag zum Klimaschutz (z.B. durch Reduzierung von CO2 Emissionen, Förderung der Artenvielfalt und Biodiversität, sonstige positive Effekte auf die Umgebung)

Page et al. haben für eine konventionelle Apfel- und Kiwi Plantage eine CO2 Bindung von 2,4 - 5 t CO2eq/ha/a errechnet (2011). Bei 57 hochstämmigen Obstbäumen wird für Kleve die CO2-Aufnahme bis zum Ersetzen der Bäume auf ca. 470 t CO2 taxiert. CO2, das der Atmosphäre durch die Ernte der Früchte, Totholzentfernung und Wurzelbildung entzogen wird, ist hierbei noch nicht berücksichtigt. Eine exakte Bestimmung der CO2-Bindung wird durch die wissenschaftliche Begleitung der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) erfolgen. Durch die Verwendung des Regio-Saatguts wird die pflanzliche Artenvielfalt und damit einhergehend die Vielfalt der Insekten gefördert.

Das Obstbaum-Arboretum wird auf einer Fläche angelegt, auf der ursprünglich ein Kinderheim stand. Da auf der Streuobstwiese nur 4 Mahden pro Jahr vorgesehen sind, wird der Atmosphäre durch den Aufbau von organischen Substanzen im Boden- zusätzliches CO2 entzogen. Wiesenflächen werden mit Regio-Saatgut eingesät, so dass heimische Arten gefördert werden, die auch von Natur aus in der Region vorkommen. Darüber hinaus werden klimataugliche Gehölzsorten eingesetzt. Aufgrund des Einsatzes zusätzlicher Gehölze wird die vorhandene Kaltluftschneise positiv beeinflusst.

Das Obstbaum-Arbortumg leistet darüber hinaus einen wertvollen Beitrag zur Klimawandelfolgenanpassung. Die Maßnahme beugt Überhitzung vor, Überflutungen, etwa durch Starkregenereignisse können abgemildert werden (Verdunstung, Entsiegelung, Temperaturregulierung und Wasserregulierung, Pflanzungen von klimaresistenten Arten).

Arboretum Obstbaum

Funktionsvielfalt, multifunktionale Einrichtungen und Anlagen schaffen

Das neue Obstbaum-Arboretum wertet eine Fläche auf, welche zuvor nicht anthropogen genutzt wurde. Es werden robuste, klimataugliche, für die extensive Pflege geeignete Sorten angepflanzt. Durch diese Maßnahme ergeben sich verschiedene neue Funktionen und Effekte. Die Wahrnehmbarkeit dieser Fläche im historischen Umfeld schafft neue Eindrücke und verfestigt das Denkmal „Neuer Tiergarten“. Frischluftschneisen und der Klimaschutz werden in den Vordergrund gestellt. Eine Multifunktionalität ist damit vollumfänglich gegeben.

Einerseits richtet sich das Obstbaum-Arboretum an pomologisches Fachpublikum, andererseits wird eine zusätzliche Fläche mit hoher Aufenthaltsqualität für die Öffentlichkeit geschaffen, welche durch die Informationstafeln einen zusätzlichen Lernaspekt aufweist. Weiterhin kann die Hochschule die Streuobstwiese und die unterschiedlichen Gehölzsorten als Anschauungsobjekte in der Fachrichtung Gartenbau nutzen.

Barrierearmut und -freiheit herstellen

Derzeit bestehen keinerlei Wegeverbindungen in dem beplanten Bereich, die Fläche muss großräumig umgangen werden. Durch die geplanten neuen Zugänge, u.a. in Form von Brücken, sowie neuen Wegeverbindungen durch die Fläche wird das Wegenetz innerhalb der Gartenanlage ausgeweitet. Eine Querung der Fläche ist zukünftig möglich. Die Hauptwege werden als Rasentragschichten ausgebaut, damit diese besser zu begehen und auch mit einem Rollator nutzbar sind. Somit können sie auch von Senioren und Gehbehinderten begangen werden. Darüber hinaus weist die Maßnahme Verweilmöblierung auf, was eine längere Nutzungsdauer fördert und bei Bedarf Möglichkeiten zum Ausruhen und zum Innehalten bietet.

Baukultur und Qualität sicherstellen

Das Hauptaugenmerk bei dem Projekt liegt auf den Gehölzen, welche robust und klimatauglich sind. Es sollen alte Kern- und Obstsorten nach pomologischer Qualität gepflanzt werden, sowie Obstsorten die schon M-F. Weye in Baumschulen verwendet hat. Für die Qualität der jeweiligen Gehölze selbst ist ein Kriterienkatalog zusammengestellt worden. Die Auswahl der Gehölzsorten geschieht unter Beteiligung des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland, Bereich Gartendenkmalpflege.

Arboretum Obstbaum

Nachhaltige Mobilität im Quartier

Die Parkanlage ist gut zu Fuß und per Rad erreichbar. Um die nicht motorisierte Mobilität zu unterstützen und weiter voranzutreiben sind 40 Fahrradparkplätze in das Konzept aufgenommen worden. Durch das Aufstellen dieser 40 Fahrradparker wird ein Beitrag zur Förderung nachhaltiger Mobilität geleistet. Neben Fuß-und Radanbindungen gibt es auch eine Buslinie, die durch das Gebiet des Neuen Tiergartens führt.

Nachhaltigkeit und Lebenszykluskosten

Die Lebensdauer der Obstbaumwiese wird im Durchschnitt mit 80 Jahren eingeschätzt. Die Lebenszykluskosten beinhalten Herstellungskosten und Unterhaltungskosten für die zu erwartende Lebensdauer, also in unserem Fall für 80 Jahre.

Zukunft - Umwelt - Gesellschaft (ZUG) gGmbH