
Seit Ende 2023 liegt den Umweltbetrieben der Stadt Kleve AöR (USK) eine Genehmigung für die Errichtung eines Windrades am Klärwerk Salmorth vor. Das Windrad soll das Klärwerk direkt vor Ort mit grüner Energie versorgen und damit gleichermaßen europäischen Vorgaben gerecht werden, die allen Kleverinnen und Klevern nutzen. Der Naturschutzbund NABU leistet dagegen aus Gründen des Umweltschutzes Widerstand.
Bereits seit über zehn Jahren planen die USK ein Bürgerwindrad dem Gelände der Thermokompaktanlage im Klever Ortsteil Salmorth gegen den Widerstand des Naturschutzbundes NABU. Die Naturschützer werfen den USK nun in einer öffentlichen Mitteilung fehlende Kompromissbereitschaft vor – ohne sich dabei auf Fakten zu beziehen. USK-Vorstand Karsten Koppetsch weist auf Unwahrheiten hin, die durch den NABU veröffentlicht werden.
Zum Hintergrund: Seit Ende 2023 liegt eine Genehmigung für die Errichtung des Windrades vor. Doch der Landesverband des Nabu hat gegen das Projekt Klage vor dem Oberverwaltungsgericht erhoben. Die Naturschützer sind der Meinung, dass die Windenergieanlage an einer hochsensiblen Stelle geplant wird, die von Wildgänsen auf dem Weg zu ihrem Schlafplatz, dem Baggersee „De Bijland“, überflogen wird. Eine Gerichtsentscheidung steht aus. Auf Basis der vorliegenden Genehmigung haben die USK inzwischen mit den Vorbereitungen zur Errichtung der Windkraftanlage begonnen.
Der Nabu-Landesverband verweist in einer Mitteilung darauf, dass der Standort am Klärwerk besonders problematisch sei, da er sich im Bereich des EU-Vogelschutzgebietes „Unterer Niederrhein“ befindet. Der Verein erklärt, dass Vogelschutzgebiete ein zentrales Instrument der Vogelschutzrichtlinie zur Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen gefährdeter Vogelarten seien. Zwar sei die Baufläche an der Kläranlage formal aus dem Schutzgebiet herausgenommen worden, doch dies sei zuvorderst deshalb erfolgt, um „kleineren baulichen Entwicklungen für landwirtschaftliche Betriebe“ Raum zu geben.
Der Nabu teilt dazu mit: „Wissenschaftliche Empfehlungen sehen einen Mindestabstand von 1200 Metern zwischen Windenergieanlagen und der Grenze eines Vogelschutzgebiets vor, bei windenergiesensiblen Vogelarten sogar die zehnfache Anlagenhöhe.“ Vor dem Hintergrund eines laufenden Vertragsverletzungsverfahrens der EU gegen Deutschland wegen unzureichender Schutzmaßnahmen erscheine der geplante Bau in Salmorth umso fragwürdiger, heißt es aus Düsseldorf. „Der Nabu NRW hat bereits vor über einem Jahr einen alternativen Standort vorgeschlagen, der genehmigungsfähig und deutlich naturverträglicher wäre. Dennoch wurde dieser Vorschlag von den Umweltbetrieben Kleve nicht ernsthaft geprüft“, sagt Heide Naderer, Landesvorsitzende des Nabu.
Eine Kritik, die USK-Chef Karsten Koppetsch so nicht stehen lassen will. „Die Landesvorsitzende des Nabu sollte schon bei der Wahrheit bleiben“, sagt Koppetsch. So hätten vor einem Jahr Gespräche zwischen Nabu-Vertretern sowie Vertretern der Stadt und den USK stattgefunden. Bei dem Termin hätten die Nabu-Vertreter vorgeschlagen, außerhalb des Naturschutzgebietes eine Windenergieanlage zu errichten. „Ein konkreter Standort-Vorschlag wurde aber nicht gemacht. Daher war dieser Vorschlag gar nicht prüfbar“, sagt Koppetsch. „Ein Antragsverfahren ist mit einem großen Aufwand für Gutachten und die Beteiligung von Behörden und anderen Stellen verbunden. Ich bin sehr für Verwaltungsvereinfachung, dass aber die Landesvorsitzende des Nabu für sämtliche Behörden und Stellen stellvertretend die Genehmigungsfähigkeit für einen nicht näher konkretisierten Standort feststellt, ist schon bemerkenswert“, sagt Koppetsch.
„Nun hält sich der Nabu für kompromissbereit, indem er vorschlägt, die Genehmigung zu zerreißen und an anderer Stelle neu anzufangen? Kompromissbereitschaft sieht anders aus“, sagt Koppetsch. In den Gesprächen Anfang 2024 hätten die USK aber Kompromissvorschläge unterbreitet. So habe man vorgeschlagen, mit Inbetriebnahme der Windenergieanlage zusammen mit dem Nabu ein Monitoring zu den Auswirkungen auf Wildgänse durchzuführen, eine kleinere Windenergieanlage zu realisieren, um das Landschaftsbild zu schonen, und dem Nabu für Projekte zur Förderung des Naturschutzgebietes Mittel zur Verfügung zu stellen. „Das sind ernstzunehmende Kompromissvorschläge. Doch der Nabu hat abgelehnt“, sagt Koppetsch.
Und was ist mit der Herausnahme der Baufläche an der Kläranlage aus dem Schutzgebiet? „Die Auslegung des Nabu, was auf einer Baufläche außerhalb des Schutzgebietes passieren darf, ist ebenso spannend“, sagt Koppetsch. „Dann müsste die Kläranlage Salmorth vollständig verlegt werden, denn die neue europäische Abwasserrahmenrichtlinie wird zukünftig zu massiven baulichen Entwicklungsnotwendigkeiten auf der Kläranlage führen, inklusive der geforderten Energieneutralität, die dort nur durch eine Windenergieanlage erreicht werden kann“, sagt Koppetsch.
Dass der Nabu das Vertragsverletzungsverfahren der EU gegen Deutschland anführt, hält der Vorstand der USK für vorgeschoben. „Wenn man sich tatsächlich inhaltlich damit beschäftigt, erkennt man ganz schnell, dass es in dem Verfahren primär um die Erhaltung artenreichen Grünlands, den Verzicht auf die Umwandlung von Grünland in Acker sowie um zu starke Düngung geht. Hier könnte, wie von den uns angeboten, der Nabu vor Ort mit Projekten, finanziell unterstützt von den USK, entgegenwirken“, sagt Koppetsch. Mit einem Windrad aber habe das nichts zu tun.
Der USK-Chef meint zudem: „Wenn man auf Fakten setzen will, empfehle ich, die vom Nabu angebotenen Safaris zu Wildgänsen in Richtung der drei Windenergieanlagen nahe Griethausen auszuweiten, wo regelmäßig eine Vielzahl von Wildgänsen unter oder neben den Anlagen äsen und ruhen“, sagt Koppetsch. Von einem Meideverhalten gegenüber Windenergieanlagen oder Gefährdungen sei dort nichts zu erkennen.
„Die USK haben den Nabu hier vor Ort bereits bei einigen Projekten unterstützt. Auch jetzt könnten wir mit dem Nabu in Salmorth dem Klimaschutz und dem Naturschutz gerecht werden, wenn der Nabu endlich mit einer ernsthaften Kompromissbereitschaft auf uns zukommt. Wir haben mit unseren Vorschlägen die Tür dazu weit geöffnet.“