Pressemitteilung der Hochschule Rhein-Waal
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe „Besseres Klima – Gesündere Umwelt“ luden die Stadt Kleve und die Hochschule Rhein-Waal zu einer Podiumsdiskussion, die einen informativen, aber auch düsteren Ausblick bot.
Überhitzte Innenstadt, schwindende Feuchtgebiete, austrocknende Kolke und ausgelaugte Böden – das waren nur einige der Schreckensszenarien, die den gut 50 interessierten Bürger*innen am Abend des 29. Oktobers in der Klever Stadthalle vor Augen geführt wurden.
Auf dem Podium, moderiert von Andreas Gebbink, Leiter der NRZ-Kreisredaktion Kleve / Emmerich, diskutierten in einer Tour d’Horizon oft einig, manchmal auch kontrovers Dr. Barbara Hendricks, Bundesumweltministerin a. D., Jannik Berbalk, Fridays for Future Kleve, Dietrich Cerff, NABU Naturschutzstation Niederrhein, sowie Prof. Dr.-Ing. Sylvia Moenickes und Prof. Dr. Florian Wichern von der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) über die Folgen des Klimawandels für Kleve.
Das Schreckenswort „Verzicht“
Neben ein wenig Theorie zum Klimaabkommen von Paris¹ wurde den Zuhörenden viel Praxiseinblick und Fachwissen geboten, wie etwa Bodenkunde, Folgen des Ackerbaus oder Humusbildung im Wald. Zusätzlich gab es Denkanstöße, auf das eigene Tun zu achten. Bedauert wurde in diesem Zusammenhang, dass klimaverantwortungsvolles Tun oder Unterlassen häufig mit Verzicht assoziiert wird – es wird außerdem als langsam, teurer, komplizierter wahrgenommen.
Mehr Hitze, mehr Trockenheit, mehr Starkregen – was tun in Kleve?
Einstimmigkeit herrschte bei den Fachleuten darüber, dass Kleve in Zukunft mehr Hitzetage, also Tage mit Temperaturen über 30°C, tropische Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20°C fällt sowie Hitzewellen, mehrtägige Periode von Hitzetagen, erleben wird. Wie nun kann die Stadt Kleve auch in Zukunft lebenswert bleiben? Die empfohlenen Maßnahmen der Expert*innen bildeten ein buntes Potpourri, sicherlich inspiriert durch die jeweiligen Fachgebiete und Hintergründe.
- Einrichtung von naturnahen Ruheräumen sowie Nischen für kalte und heiße Zeiten für Menschen in schlechten Wohnsituationen oder in vulnerablen Altersgruppen
- Einführung eines Nachhaltigkeitsprüfsiegels vergleichbar mit dem Prüfpunkt „Wirtschaftlichkeit“ bei Entscheidungen der Stadt Kleve
- Wiederherstellung von Hecken
- Ausbau der Kanalisation für Starkregenereignisse
- Beschattung von Gewässern wie Kermisdahl und Spoykanal
- Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Entfernung von Hitzeinseln im Sommer in Form von parkenden Autos auf großen innenstadtnahen Flächen
Übrigens, der vielfach beklagte Mangel an Bäumen in der Klever Innenstadt kann nicht durch Baumpflanzungen behoben werden, denn große Bäume passen nicht in die schmalen Gassen der Stadt. Hier müsse zum Beispiel als Alternative Fassadenbegrünung in den Fokus genommen werden.
Individuelles Interesse wichtig für Gemeinschaft
Luc Boekholt, Grün-, Umwelt- und Landschaftsplaner der Stadt Kleve, der die Veranstaltungsreihe gemeinsam mit Dirk Posdena, Fachbereichsleiter Klimaschutz, Umwelt und Nachhaltigkeit, von Seiten der Stadt Kleve organisierte, freute sich über gute Resonanz. „‘Der gemütliche Kreis‘, als den unser stellvertretender Bürgermeister, Heinz-Joachim Schmidt, die heute Anwesenden ansprach, sind engagierte Bürger*innen, denen Klima- und Artenschutz ein Anliegen ist. Uns ist bewusst, dass ökologische Themen derzeit mit vielen drängenden Themen konkurrieren. Das sollte für uns ein zusätzlicher Ansporn sein, die Folgen des Klimawandels für Kleve im öffentlichen Bewusstsein zu halten. Die Besucher*innen des heutigen Abends sind wichtige Multiplikator*innen, die die hoffentlich neugewonnenen Erkenntnisse weitertragen.“
Ein letztes Learning aus dem Abend: Auch für die Wissenschaft, so akribisch sie auch arbeitet, ist der Klimawandel ein großes Experiment mit ungewissem Ausgang – in Kleve und weltweit.
¹ Am 12. Dezember 2015 wurde das Übereinkommen von Paris auf der Weltklimakonferenz beschlossen. 195 Staaten verpflichteten sich zur Eindämmung des Klimawandels und einer klimafreundlichen Umgestaltung der Weltwirtschaft. Zentrales Vorhaben des Abkommens: Den weltweiten Temperaturanstieg auf deutlich unter 2,0°C und möglichst 1,5°C zu begrenzen.