Ein Habitatbaum ist für die Biodiversität in städtischen Gebieten von großer Bedeutung. Um diese besonderen Bäume nun auf Anhieb erkennen zu können, stattet die Stadt Kleve die Habitatbäume mit einer Beschilderung aus.
Ein Habitatbaum ist entweder ein lebender oder bereits toter, noch stehender oder bereits liegender Baum. Wichtig ist, dass der Habitatbaum mindestens ein Mikrohabitat, also einen kleinen, beziehungsweise abgegrenzten Lebensraum umfasst. Daher sind Habitatbäume für viele Tiere, Pflanzen, Pilze und Flechten lebenswichtig. So bauen beispielsweise Vögel ihr Nest in den gleichen Habitatbaum, in dem ein Käfer unter der toten Rinde lebt und nach Nahrung sucht. Vor allem große und alte Bäume bieten vielen verschiedenen Arten einen Lebensraum - und das gleichzeitig. Durch den natürlichen Zersetzungsprozess ist der Lebensraum allerdings vergänglich. Ebenso verändern sich die Lebensräume eines Habitatbaums durch seine natürliche Entwicklung. So kann eine Faulhöhle am Fuße eines Baumes während und nach einer Dürre nicht mehr von den zuvor dort lebenden Organismen genutzt werden. Durch den stetigen Wandel des Habitatbaums bietet er für viele verschiedene Arten einen Unterschlupf, Nahrung und Nistmöglichkeiten.
Insgesamt gibt es sieben verschiedene Habitat-Formen, die ein Habitatbaum besitzen kann:
Stammverletzungen sind für Erstbesiedler des Habitatbaums von großer Bedeutung. Die kleinen (oder auch großen) Verletzungen der Rinde erleichtern des Zugang zum Holz. Höhlen sind vor allem für Vögel und Insekten wichtig. Sie bieten Platz zur Fortpflanzung und Schutz großer Hitze und Kälte. Neben Kronentotholz und Wucherungen sind auch Pilzfruchtkörper, welche auf dem Alt- und Totholz wachsen, für die Fortpflanzung der Pilze unumgänglich. Auch Tiere wie Wanzen, Käfer und Schmetterlinge sind von den Pilzfruchtkörpern zum Teil stark abhängig. Des Weiteren sind epiphytische, epixylische oder parasitische Strukturen eine Stütze für Moose oder Flechten, da diese auf den besonderen Strukturen leichter wachsen können. Zu guter Letzt werden auch Ausflüsse des Habitatbaums von einigen Insektenarten genutzt.
Als Habitatbäume eignen sich vor allem alte und besonders dicke Bäume, da diese bereits eine Vielzahl von Habitaten tragen. Pionierarten entwickeln bereits in jungem Alter Baummikrohabitate. Besonders schützenswert sind Bäume, die bereits Habitate entwickelt haben, welche eine lange Zeit zum Wachsen benötigen. So entwickeln sich Höhlen über einen langen Zeitraum, während Stammverletzungen sehr viel schneller entstehen. Auch Bäume, welche ein Habitat für immobile Arten wie Moose und Pilze bilden, sind besonders schützenswert. Zu beachten ist, dass Habitatbäume auf den ersten Blick nicht unbedingt besonders schön aussehen. Schrägwüchsige oder überwachsene Bäume sind jedoch für viele Organismen der richtige Lebensraum.
Aktuell befinden sich sieben ausgewiesene Habitatbäume im Klever Stadtgebiet. Vier davon finden Sie auf der Eichenallee und jeweils einen auf dem Friedhof Reichswalde, dem Stillen Winkel und auf dem Gelände der Stadtwerke in der Flutstraße.
Wir freuen uns sehr, wenn Sie Interesse an einem Besuch der Habitatbäume haben. Bei weiteren Fragen zum Thema melden Sie sich gerne bei uns (Stadt Kleve, Fachbereich 64, Minoritenplatz 1, 47533 Kleve).
Bitte achten Sie bei Ihrem Besuch der Habitatbäume darauf, dass Sie keine Vögel beim Brüten oder die dort lebenden Arten anderweitig stören. Vielen Dank!